Atemschutz im Fokus

18.05.2019 - Wo andere rausrennen – laufen Sie hinein: Atemschutzgeräteträger begeben sich in verqualmte Gebäude, um Personen zu retten und Brände zu löschen. Dichter Rauch und hohe Temperaturen bringen die Floriansjünger dabei oftmals an ihre Grenzen. Damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt, führte die Köschinger Wehr Mitte Mai einen speziellen Fortbildungstag durch. ...



Noch vor dem obligatorischen Klingeln des Weckers wurden viele Köschinger Feuerwehrleute am 10. April 2019 aus dem Schlaf gerissen: Mit der Meldung „Zimmerbrand“ mussten die ehrenamtlichen Helfer um 04.55 Uhr zum Dürrnhof ausrücken. „Bei unserer Ankunft drang bereits Rauch aus einem Fenster im ersten Obergeschoss“, erinnert sich Daniel Krauser – Gruppenführer des ersten Löschfahrzeuges – an jenen Mittwochmorgen zurück. Hohe Anforderungen stellte dieses Bild an den Angriffstrupp: So schnell wie möglich musste sich dieses, mit Atemschutzgeräten ausgerüstete Zweiergespann seinen Weg über das Treppenhaus zum Brandort bahnen. Da sich keine Personen mehr im Gebäude befanden, konnte das Hauptaugenmerk rasch auf die Brandbekämpfung gelegt werden. Nach einem gezielten Löschangriff ertönte zügig die Rückmeldung „Feuer unter Kontrolle“.

Bevor es an die praktische Umsetzung ging, wurden die wichtigsten Punkten durchgesprochen - wie hier beim Atemschutznotfalltraining.

Wie muss ich reagieren, wenn ein Atemschutzgeräteträger im Einsatz verunfallt ist? Mit dieser Frage beschäftigten sich die jungen Feuerwehrleute.

Was sich nach viel Routine anhört, ist das Ergebnis zahlreicher Übungen. „Regelmäßig proben wir derartige Szenarien, um für Ernstfälle wie jene Anfang April vorbereitet zu sein“, weiß Nico Binder als Atemschutzverantwortlicher der Köschinger Wehr. Dass dies absolut notwendig ist, wird anhand der Belastungen deutlich, denen Atemschutzgeräteträger ausgesetzt sind: Dichter Rauch, hohe Temperaturen und eine knapp 30 Kilogramm schwere Ausrüstung können Feuerwehrleute an ihre körperlichen und mentalen Grenzen bringen. „In stressigen Situationen müssen die Grundhandgriffe umso mehr sitzen“, merkt Nico Binder an.

Daher entwickelte der Atemschutzverantwortliche ein Konzept für einen Fortbildungstag. Das Ergebnis wurde erstmals Mitte Mai in die Tat umgesetzt: An mehreren Stationen beschäftigen sich 15 junge Floriansjünger mit Rettungstechniken, der Atemschutzüberwachung, dem korrekten Vorgehen in einen Brandraum und der Belüftung von verrauchten Zimmern. Ebenso wurden das Montieren von Anbauteilen am Korb der Drehleiter sowie das Agieren bei einem Atemschutznotfall trainiert.
Eine für Außenstehende merkwürdig anmutende Station war die der Strahlrohrführung. Hierbei bewegten sich die Atemschutzgeräteträger in kniender Haltung auf dem Übungshof voran. Stoßweise wurde mit dem Strahlrohr Wasser in den Himmel abgegeben. „Damit proben wir die Kühlung von Rauchgasen bei einem Brand“, erklärt Nico Binder. Doch damit nicht genug: Auch die Vorgehensweise bei einer sogenannten Rauchgasdurchzündung wurde geprobt. „Diese kann plötzlich auftreten und erfordert von den Feuerwehrleuten eine schnelle Reaktion sowie eine massive Abgabe von Löschwasser“, so Binder weiter.

Das Resümee dieses erstmals durchgeführten Fortbildungstages war – trotz viel investiertem Schweiß der Teilnehmer – durchweg positiv: „Abseits von Einsätzen und Übungen konnten wir viele Tricks und Kniffe ausprobieren.“, berichtet Atemschutzgeräteträgerin Franziska Schmailzl. Zukünftig werden derartige Ausbildungsveranstaltungen regelmäßig abgehalten – der Nächste ist für Herbst 2019 angesetzt. Die Schlagkraft der Köschinger Floriansjünger wird damit erhöht – damit auch folgende Brandeinsätze so routiniert ablaufen können wie jener im April dieses Jahres.

 

Bildergalerie:

Schleifkorbtrage, Spineboard und Bergetuch: Daniel Krauser (rechts) frischte mit den Teilnehmern die Kenntnisse zum Thema ''Personenrettung'' auf.  Atemschutzgerätewart Christian Ampferl wies die Feuerwehrler in die Atemschutzwerkstatt ein. Nach einem Einsatz muss nämlich jeder Geräteträger seinen Pressluftatmer wieder selbst ''startklar'' machen können.  Durch die regelmäßigen Übungen sitzen die Handgriffe perfekt - wie etwa das Anlegen einer Atemschutzmaske.
Bei einem Atemschutznotfall müssen die Handgriffe zum Umstecken des sogenannten Lungenautomaten sitzen. Stefan Armbruster (zweiter von rechts) zeigt wie es geht.  Wie bringe ich eine bewusstlose Person schnellstmöglich aus dem Gefahrenbereich. Anders als bei Realeinsätzen wurde bei dieser Station auf die Flammschutzhauben verzichtet.  Mit der gelben Bandschlinge können Personen schnellstmöglichst aus dem Gefahrenbereich gezogen werden.
Währendessen an der Station ''Atemschutznotfall'': Der ''verunfallte'' Atemschutzgeräteträger wird in Windeseile mit Ersatz-Atemluft aus der sogenannten Sicherheitstrupp-Tasche versorgt.  Atemschutzverantwortlicher Nico Binder (rechts) demonstrierte die verschiedenen Lüfter-Arten. Mit diesen Geräten kann Brandrauch aus verqualmpten Gebäuden ''geblasen'' werden.  An aufmerksamen Zuhörern mangelte es an keiner der Übungsstationen.
Eine gehörige Portion ''Drehleiter'' vermittelte Kommandant Jürgen Meier (rechts). Der Feuerwehrchef informierte, was bei einem Atemschutzeinsatz mit dem Hubrettungsfahrzeug beachtet werden muss.  Beim Strahlrohrtraining wurde das Vorgehen beim Innenangriff geprobt. So müssen im Ernstfall die gefährlichen Rauchgase gekühlt werden. Dies geschieht mit Sprühimpulsen an die Decke des Brandraumes.  Mit dem sogenannten ''Temperaturcheck'' wird kontrolliert, ob es im Brandraum heiß ist. Hierzu wird Wasser an die Decke des Brandraumes abgegeben. Plätschert dieses wieder nach unten, besteht keine Gefahr für die Atemschutzgeräteträger. Verdunstet es jedoch an der Decke müssen die Rauchgase massiv gekühlt werden.
Die Stimmung unter den Teilnehmern war wie immer hervorragend - was nicht nut beim Umgang mit der Wärmebildkamera deutlich wurde.