Kleiner Rahmen für große Bitte

29.05.2021 - „Nach altem Brauch und guter Sitt´n, woll´n ma euch als Paten bitten.“ – mit reimenden Worten und in kniender Haltung trugen Köschings Floriansjünger Ende Mai ein besonderes Anliegen an die Hepberger Wehr heran. In Anbetracht ihres diesjährigen 150-jährigen Jubiläums waren die Wehrleute der Marktgemeinde nämlich noch auf der Suche nach einem standesgemäßen Patenverein. …



Das Läuten sämtlicher Glocken ließ Köschings Bevölkerung in den Nachtstunden des 19. Oktober 1925 aufschrecken: Feueralarm! In der Ortsmitte stand der Stadel des Gastwirts Schlagenhaufer in Flammen. Neben dem aufopferungsvollen Einsatz der örtlichen Wehrmänner wurde damals in der Chronik vermerkt: „Um dreiviertel 12 meldet sich die jederzeit hilfsbereite freiw. Feuerwehr Hepberg.“ Auch wenn die „Stoabeißer“, so ihr Ortsneckname, keine Löschhilfe mehr leisten mussten, so zeugt dieser Satz noch heute von einer guten kameradschaftlichen Beziehung, die auch nach knapp einhundert Jahren immer noch Bestand hat.

Schauplatz des Patenbittens war der Übungshof am Gerätehaus der Hepberger Feuerwehr. Wie bereits beim vorhergehenden Schirmherrnbitten Mitte Mai musste auch diese Anfrage in kleinem Rahmen abgehalten werden: Mindestabstände, verminderte Teilnehmerzahl und zuvor durchgeführte Schnelltests prägten das wichtige Ersuchen der Jubiläumswehr Kösching.

''Gott zur Ehr, allen zur Wehr, so grüß ma euch von da Hepberger Feiawehr.'' – Standesgemäß wurde die Bitte zur Übernahme der Patenschaft von den Köschinger Vorsitzenden Christian Wittmann (vorne) und Stefan Lechermann in bairischer Reimform vorgetragen. Dabei machten sie deutlich: ''Dass uns des ernst is, ma merkts scho – drum tragen wir unser Anliegen kniend an euch ro.''

''As Saugschlauchknien klappt ja scho recht guad, vom Rest überzeugen ma se, wenns Corona zulassen duad.'' – damit merkten Hepbergs Vizevorstand Ralf Bayerlein (von links) und Vorsitzender Anton Beer an, dass das Patenbitten baldmöglichst in gewohnter Form mit den obligatorischen Aufgaben und natürlich der kompletten Mannschaftsstärke nachgeholt werden soll. An diese Hoffnung war auch eine ganz klare Aussage geknüpft: ''Bis soweit is, sagen mia ganz deutlich Ja! Mia übernehma gern die Patenschaft in eurem Jubiläumsjahr!''

''Auf guade Kameradschaft'': Die Freiwillige Feuerwehr Hepberg steht der Köschinger Wehr bei ihrem 150-jährigen Jubiläum als Patenverein zur Seite. Besiegelt wurde dies offiziell von Hepbergs Vize-Vorsitzendem Ralf Bayerlein (von links), dem Vorsitzenden der Hepberger Wehr Anton Beer sowie dem Köschinger Vorstand Christian Wittmann und seinem Stellvertreter Stefan Lechermann.

Äußeres Zeichen der Verbundenheit und der erneuerten Patenschaft: zwei Urkunden, die in den jeweiligen Feuerwehrhäusern einen würdigen Platz bekommen haben.



Dass sich dieses gute Verhältnis nicht nur auf Ernstfälle bezieht, dafür stehen viele freudige Anlässe, wie etwa die gegenseitigen Besuche von Vereinsveranstaltungen oder das Patenbitten, das auf den Tag genau 94 Jahre nach dem Brand im Zentrum Köschings stattfand. Die damals spürbare Vorfreude auf das 150-jährige Gründungsfest der Hepberger Wehr, das im Juni 2020 über die Bühne gehen sollte, währte jedoch nicht lange: Corona machte dem lange geplanten Festwochenende einen Strich durch die Rechnung und selbst die verschobene Variante musste abgesagt werden. „Damit sitzen unsere beiden Wehren gewissermaßen im selben Boot.“, wie Köschings Feuerwehrvorsitzender Christian Wittmann erzählt. Schließlich wurde auch die große Geburtstagsfeier der Köschinger Wehr vom 11. bis zum 13. Juni 2021 aufgrund der Pandemie ersatzlos gestrichen. Anstelle eines dreitätigen großen Festes wird das Jubiläum nun in kleinem Stil im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes mit Segnung der sanierten Vereinsfahne begangen. Ein Chronik- und Ehrenabend soll am 3. September das Jubiläumsjahr beschließen.

Da Köschings Floriansjünger dabei nicht auf den Beistand eines Patenvereins verzichten wollten, machten sich Wittmann und sein Stellvertreter Stefan Lechermann Ende Mai auf den Weg nach Hepberg, um die dortige Vereinsführung um die Übernahme dieses Amtes zu bitten. Auch wenn keine große Zeremonie mit kniffligen Aufgaben und gemütlichem Beisammensein abgehalten werden konnte, so mussten sich alle Beteiligten zunächst einer ungeplanten Prüfung beweisen: geduldigem Warten. Denn gerade als die „Mantelflicker“ – unter diesem Spitznamen sind die Köschinger weithin bekannt – ihre Bitte vortragen wollten, begann es zu regnen.

Nachdem sich der dunkle Himmel über der Nachbargemeinde gelichtet hatte, konnte die Anfrage standesgemäß in bairischer Reimform dargeboten werden. In der dabei eingenommenen knienden Haltung ließen sie Anton Beer und Ralf Bayerlein, die beiden Vorsitzenden der Hepberger Wehr, jedoch nicht allzu lange verharren: „An Paten soi ma eich macha, des is für uns a große Ehr, drum fällt uns de Entscheidung überhaupt ned schwer.“ Ihr deutliches „Ja“ verbanden die beiden mit der Hoffnung, dass man das Patenbitten bald in gewohnt traditioneller Weise mit den kompletten Mannschaften, der Erfüllung gewisser Disziplinen und einer gemeinsamen Brotzeit nachholen kann.

Bis dahin zeugen die ausgetauschten Urkunden von der erneuerten Patenschaft, aber auch vom guten kameradschaftlichen Miteinander, das beide Hilfsorganisation seit vielen Jahrzehnten verbindet.