''So schön wie am ersten Tag''

13.08.2021 - Wie wird sie wohl aussehen? Viele gespannte Blicke waren Mitte Juni auf die Vereinsfahne der Köschinger Wehr gerichtet. Kein Wunder, hatten die Floriansjünger ihr Prunkstück doch zuvor aufwendig sanieren lassen. Dass damit ein traditionsreiches Stück Feuerwehrgeschichte erhalten bleibt, wird deutlich, wenn man auf die glanzvolle Fahnenweihe 1967 zurückblickt. …



Mit den Abbildungen des Heiligen Sankt Florian und der Pfarrkirche sowie den eingestickten Jahreszahlen von Gründung und Fahnenweihe enthält die Vereinsfahne der Freiwilligen Feuerwehr Kösching jene Ornamente, wie sie tausendfach auf bayerischen Feuerwehrbannern zu finden sind.

















Dass es sich beim Prunkstück der 150 Jahre alten Stützpunktwehr dennoch um kein Exemplar von der Stange, sondern um ein Einzelstück handelt, wird durch die Handschrift des Köschingers Willibald Stöhr belegt. So hatte der einstige Grundschulrektor die Fahne 1966 entworfen und dabei einige Details einfließen lassen. Beispielsweise wurde der Heilige Sankt Florian nicht nur, wie tausendfach dargestellt, mit Löscheimer und Standarte abgebildet, sondern um seine Leidensgeschichte mit Verhaftung und Verurteilung zum Tode verewigt.
Der darunter festgehaltene Wahlspruch „Gott zur Ehr‘, Allen zur Wehr“ fällt ebenso aus dem Rahmen, da bei allen anderen Feuerwehren der Wortlaut „dem Nächsten“ gebräuchlicher scheint. Ihre Bindung zur Heimat – schließlich zeichnen sich die Hilfskräfte für deren Schutz verantwortlich – bringen die eingestickte Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt sowie das Marktwappen nebst Feuerwehremblem zum Ausdruck.

Hinsichtlich dieser kunstvollen Gestaltung sind Köschings Feuerwehrleute besonders stolz auf ihr Juwel. Zu diesem Gefühl dürfte sich vor über fünf Jahrzehnten enorm viel Freude hinzugesellt haben, als die neue Fahne offiziell in Dienst gestellt wurde. Während der Fahnenweihe vom 1. bis zum 2. Juli 1967 stand die Marktgemeinde „ganz im Zeichen der Jünger St. Florians“, wie der Donaukurier in der Schlagzeile zusammenfasste. Das zweitägige Spektakel, zu dessen Anlass sich die Jubelwehr mit neuen Uniformen ausstaffiert hatte, startete mit einem „Bunten Abend“ auf dem Festplatz an der Bahnhofstraße – dort, wo sich heute das Seniorenwohnheim „Haus an der Hofwiese“ befindet. Zum Auftakt konnten nicht nur zahlreiche einheimische Wehrmänner begrüßt werden, sondern auch Schirmherr und Landrat Adolf Fink sowie zahlreiche hochkarätige Vertreter der Kommunalpolitik und der Kreisbrandinspektion. Besonders stark vertreten war der Patenverein aus Demling, wie in der Nachberichterstattung der Lokalzeitung hervorgehoben wurde: „Die kleine Gemeinde Demling hatte so ein starkes Aufgebot an Wehrleuten geschickt, dass kaum noch ‚wehrfähige Männer‘ zu Hause sein konnten.“
Während Ansprachen, Ehrungen und Gstanzl´n in Roider-Jakl-Art den Samstagabend prägten, folgte das „Highlight“ am darauffolgenden Sonntag. Hierzu mussten Köschings Floriansjünger sehr früh aufstehen, denn bereits um 6 Uhr ertönte der Weckruf durch die Festkapelle und den Spielmannszug des TSV. Noch ohne Fahne, dafür mit 50 Gastvereinen schlängelte sich der Festzug zur Kirche, wo Fahnenträger Thomas Fichtner und seine Begleiter Ludwig Hafner und Josef Mittermeier das neue Schmuckstück von den Festmädchen entgegennehmen durften. Geistlicher Rat Adolf Berger spendete der neuen Fahne, die er als „Zeichen der Verbundenheit mit Gott und der Kirche sowie als Symbol der Wehr gegen innere und äußere Feinde des Menschen“ bezeichnete.
Dem anschließenden Totengedenken am Kriegerdenkmal folgte ein Festzug bei „brennender Sonne“ am Nachmittag sowie die Verleihung der Erinnerungsbänder am Abend. Dabei boten die Fahnenträger nochmals alles auf und bewiesen sich mit viel Kraft und Ausdauer in der Disziplin des Fahnenschwingens.

Seit diesem herausragenden Ereignis, das in die Geschichte der Köschinger Wehr einging, sind 54 Jahre vergangen. Eine lange Zeit, in der die schmucke Fahne bei zahlreichen Jubiläen, kirchlichen Ereignissen und weltlichen Festivitäten aber auch bei Beisetzungen von Mitgliedern vorangetragen wurde. Trotz einer zwischenzeitlichen Auffrischung im Jahre 1993 sah man dem Traditionsbanner ihr Alter und die erlebten Witterungseinflüsse an, weshalb sich der Verwaltungsrat bereits vor vier Jahren zu einer grundlegenden Sanierung entschlossen hatte. Hierfür wurde sie in die Obhut der Firma Fahnen Kössinger in Schierling gegeben. Schon bei der ersten Begutachtung zeigten sich die Verantwortlichen dort von der Ausführung und den vielen kleinen und großen Besonderheiten begeistert. Angetan war man von einem Detail, das weitaus älter als die Fahne selbst ist: die Fahnenspitze, die nicht der gewohnten „Feuerwehr-Ausführung“ entspricht. Sie entstammt nämlich der einstigen Köschinger Burschenvereins-Fahne, die bereits im Jahre 1912 geweiht wurde. Während der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten musste der Verein aufgelöst werden, wodurch die Fahne nicht mehr gebraucht wurde.
Diese inzwischen über 100 Jahre alte „Burschenspitze“ erlebt damit seit 1967 ihr „zweites Leben“ und wurde ebenso renoviert wie sämtliche Stickereien und die hölzerne Stange der Feuerwehrfahne. In Handarbeit wurden Schriften und Embleme abgetrennt, aufbereitet und auf neuen Stoffen aufgebracht. „So schön wie am ersten Tag.“, war nur einer von vielen Ausrufen, die während der Fahnensegnung Mitte Juni (Wir berichteten...) zu hören war.

Dem kunstfertigen Können der Firma Fahnen Kössinger ist es damit zu verdanken, dass ein Stück Köschinger Feuerwehr-Tradition erhalten bleibt. „Unser großer Dank gebührt auch den vielen Mitgliedern für ihre großzügigen Spenden sowie dem Markt Kösching, der die Renovierung mit einem stattlichen Zuschuss förderte.“, wie Vorsitzender Christian Wittmann betont.

Schon jetzt freuen sich Köschings Feuerwehrler darauf, ihr Schmuckstück bei verschiedensten Anlässen ausführen zu dürfen. Bewundernde Blicke, beispielsweise bei Festzügen sind gewiss: Schließlich ist sie keine Feuerwehrfahne wie jede andere, sondern etwas ganz Besonderes.