Ein handgeschnitztes Kunstwerk zum Geburtstag

13.02.2022 - Handgeschnitzt, mit filigranen Details verziert und eine „Köschinger Note“ tragend: Mit ihrem neuen Vereinstaferl hatten sich die Feuerwehrler des Marktes selbst ein besonderes Geschenk zum 150. Geburtstag ihrer Wehr bereitet. Nachdem das Kunstwerk im vergangenen September offiziell präsentiert wurde, wartet es nun auf seinen ersten richtigen Einsatz. …



Blitzende Blaulichter und tönende Martinhörner: Rückt die Feuerwehr zu einem Einsatz aus, bahnt sie sich mit diesen Signalen ihren Weg dorthin. Weit über 100-mal musste die Köschinger Wehr im vergangenen Jahr mit diesen Warnmitteln auf sich aufmerksam machen, um so schnell wie möglich helfen zu können.
Abseits dieser Schadensszenarien gibt es glücklicherweise auch schöne Anlässe, bei denen die Floriansjünger präsent sind, wie etwa Vereinsjubiläen und Festumzüge. In schicke Uniformen gekleidet, nutzen die Wehrleute neben stattlichen Fahnen und Standarten ein weiteres Erkennungsmal, das jedoch nicht mit Blitzlicht und Lautstärke auffällt. Die Rede ist von den Vereinstafeln, die im bairisch sprachigen Raum kurz und knapp als „Taferl“ bezeichnet werden.











Dass diese kleinen Aushängeschilder eine lange Tradition haben, fällt auf, wenn man in einem Presseartikel schmökert, der am 5. Juli 1967 im Donaukurier erschien und über die Fahnenweihe der Feuerwehr Kösching berichtete. Dem Vermerk über den frühen Beginn mit dem Weckruf am Festsonntag um 6 Uhr früh schickte der Verfasser Rudolf Winterstein an: „Die Taferlbuben warteten dann an den Ortseingängen auf ‚ihren‘ Verein.“
Zur damaligen Zeit war es nämlich nicht unüblich, dass die Holztafeln der auswärtigen Vereine von Jungen aus dem gastgebenden Ort getragen wurden. An diese Tatsache erinnert sich auch der Köschinger Feuerwehrler Michael Sangl nur allzu gut. Während sich die Fahne der Stützpunktwehr seit 1985 in seiner Obhut befindet, fungierte er bei der Segnung ebendieser 18 Jahre zuvor als Taferlträger für eine der 50 erschienenen Gruppierungen.

Abgesehen von ihren fein säuberlichen Beschriftungen und einer angebrachten Blumenpracht waren diese Schilder jedoch eher schlicht gehalten. Eine Ausnahme bildete in diesem Punkt die Freiwillige Feuerwehr Kösching: Bereits zur Fahnenweihe vor 55 Jahren machte sie mit einem in Rot ausgeführten und mit dem Marktwappen versehenen Signet auf sich aufmerksam. Über viele Jahrzehnte gehörte diese Erscheinung zum gewohnten Bild bei Festumzügen. Selbst das Nachfolgemodell, das in den 1990er-Jahren in Dienst gestellt wurde, trug dieses Design.

Ändern sollte sich dies ein Vierteljahrhundert später: Während einer Sitzung des Festausschusses, der sich mit den Vorbereitungen für das 150-jährige Jubiläum der Köschinger Wehr befasste, schlug Schriftführerin Theresa Heckl vor, ein neues Vereinstaferl zu beschaffen. Dass diese Idee großen Zuspruch fand, wurde an den vielen Anregungen aus den Reihen des Planungsgremiums deutlich: Es sollte natürlich einen Bezug zur Feuerwehr haben, eindeutig als Köschinger Taferl erkennbar sein und die eineinhalb Jahrhunderte währende Tradition der Hilfsorganisation widerspiegeln. Mit Bleistift bewaffnet und all diesen Prämissen im Hinterkopf brachte Vorsitzender Christian Wittmann anschließend das neue Aushängeschild zu Papier.

Gingen diese Schritte noch problemlos über die Bühne, gestaltete sich die endgültige Verwirklichung zunächst etwas schwieriger. Anders als seine Vorgänger sollte sich das neue Exemplar nämlich nicht in bemalter, sondern in geschnitzter Form präsentieren. Da sich in den Reihen der Feuerwehr niemand befindet, der diese Handfertigkeit beherrscht, begann eine Suche, die einen wahren Glücksgriff hervorbrachte: Mit dem Gaimersheimer Schnitzer Herbert Hackel fand sich nämlich ein versierter Fachmann, der die Vorstellungen der ehrenamtlichen Brand- und Katastrophenschützer in die Tat umsetzte.

Nach ungezählten Arbeitsstunden war ein Werk entstanden, auf das die Köschinger Floriansjünger mächtig stolz sind. Umschlungen von aufwendigen Verzierungen und inmitten der Beschriftung „Freiw. Feuerwehr Kösching“ wurden ein Abbild des Heiligen Sankt Florian, das Marktwappen und die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt eingearbeitet. Selbst an das Logo der bayerischen Feuerwehren und an das Gründungsjahr der Wehr 1871 wurde gedacht. Auf das Endergebnis sind die Köschinger Rothelme mächtig stolz, wie Vorsitzender Christian Wittmann mit wenigen Worten zusammenfasst: „Unser neues Taferl ist eine wahre Schau!“.

Kein Wunder also, dass es nicht in irgendeinem Schrank verweilt, sondern einen gut sichtbaren Ehrenplatz erhielt: Unweit des Schaukastens mit der Vereinsfahne im Flur des Gerätehauses wartet das hölzerne Aushängeschild auf seinen ersten richtigen Einsatz. So hoffen Köschings Feuerwehrler, dass bald wieder freudige Anlässe wie Gründungsjubiläen und Festumzüge stattfinden. Dank ihres Taferls werden sie dort mit Sicherheit viel Aufmerksamkeit erregen – und das ohne Blaulicht und Martinhorn.