Im Einsatz für die bairische Sprache

01.04.2022 - Sterben die Dialekte aus? Ein Albtraum für Köschings traditionsbewusste und heimatverbundenen Feuerwehrleute. Um ihre geliebte bairische Sprache zu erhalten, läuteten die Floriansjünger des Marktes kurzerhand eine ganz besondere Offensive ein, die sich unter anderem auf den Fahrzeugen, den Schutzanzügen und in sämtlichen Schriftstücken niederschlägt. …



„Des basst!“: Zufrieden blicken Köschings Feuerwehrkommandanten Jürgen Meier und Markus Würzburger sowie der Vorsitzende der Wehr Christian Wittmann auf die Fassade des Gerätehauses an der Lindenstraße. Im Fokus ihrer Betrachtung liegt dabei der neue Schriftzug „Freiwillige Feuerwehr Kesching“, der gut sichtbar in großen roten Buchstaben auf dem Gebäude prangt. Moment! „Kesching?“ Ein „e“, wo normalerweise ein „ö“ stehen sollte? Während Auswärtige einen gravierenden Fehler des Malers vermuten dürften, ist diese Schreibweise angesichts der in Mundart gehaltenen Aussprache absolut gewollt!









Die Floriansjünger des Marktes starten damit eine „Dialekt-Offensive“, über deren Ursprung Vorsitzender Christian Wittmann zu berichten weiß: „Mit Sorge lässt sich betrachten, dass die bairische Sprache immer mehr aus unserem Alltag verschwindet. Um dem entgegenzuwirken, beschloss der Verwaltungsrat darum, die Muttersprache durch verschiedenste Maßnahmen vermehrt ins Bewusstsein zu rücken.“ Die Umwandlung des Ortsnamens vom geschriebenen „Kösching“ in die gesprochene Variante „Kesching“ stellte dabei einen wesentlichen, aber auch äußerst aufwendigen Schritt dar. Schließlich findet sich die Bezeichnung nicht nur auf dem Gerätehaus wieder. So musste das „ö“ auf sämtlichen Fahrzeugen, der Schutzkleidung und auf zahllosen Ausrüstungsgenständen entfernt und entsprechend getauscht werden. Ein Vorgang, der zahllose Stunden in Anspruch nahm, wie Kommandant Jürgen Meier hervorhebt: „Unsere Gerätewarte haben ganze Arbeit geleistet. Hut ab vor diesem enormen ehrenamtlichen Einsatz für die bairische Sprache.“
Einer der Akteure hierbei: Kleiderwart Matthias Klier. Zusammen mit seinem Mitstreiter Jonas Metzler hatte er sich extra Urlaub genommen, um an insgesamt 200 Einsatzjacken – jeder Aktive verfügt über zwei Stück – die Bedruckung zu ändern. „Das Auswechseln der Buchstaben glich einer wahren Sisyphusarbeit, hat sich aber absolut gelohnt.“, wie Klier anmerkt. Nicht minder aufwendig war das Umsticken aller Abzeichen, die auf Uniformen und Dienstjacken aufgenäht sind.
Das gleiche Schicksal ereilt auch die kürzlich sanierte Vereinsfahne, die für eine Anpassung nochmals zur Firma Fahnen Kössinger nach Schierling verbracht wurde.

Dass mit dem bislang Geleisteten nur die „Spitze des Eisbergs“ erreicht sei, merkt Vizekommandant Markus Würzburger an: „Die großen Brocken stehen uns noch bevor.“ So müssen noch sämtliche Dienstanweisungen und Richtlinien, die Vereinssatzung und selbst die mehrbändigen Nachschlagewerke der Gefahrgutdatenbank in die Dialektform übersetzt werden. Selbst die Beschriftungen in den Geräteräumen der Fahrzeuge bedürfen noch einer Anpassung. So wird etwa aus der „Rettungsschere“ kurzum „d´ Schaar“ oder aus den Schläuchen die „Schlaich“.
Ob und wann die Bezeichnung „Feuerwehr“ in „Feiawehr“ umgewandelt wird, steht indes noch nicht fest. Hier befinden sich die Verantwortlichen der Stützpunktwehr noch im Austausch mit dem Landesfeuerwehrverband, dem bayerischen Staatsministerium des Inneren und dem Förderverein Bairische Sprache und Dialekte. In diesem Punkt wollen die Köschinger nämlich eine Regelung initiieren, die für alle Brand- und Katastrophenschützer im Freistaat gilt.

Auch wenn all diese Änderungen auf das altbairische Sprachbild zugeschnitten sind, so ist den „Keschinger“ Floriansjüngern eines ganz wichtig, wie Vorsitzender Christian Wittmann betont: „Dialekt ist etwas Wunderbares – ganz egal ob bairisch, badisch oder sächsisch. Schließlich identifiziert nichts einen Menschen so sehr, wie die Sprache, in der er aufgewachsen ist.“ Den Wehrleuten ist es daher völlig egal, in welcher sprachlichen Einfärbung sich jemand ausdrückt. So oder so: „Des basst!“