Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Kösching war geglückt. Lesen Sie weiter, wie sich die Vereinigung bis zur Jahrhundertwende entwickelte...

Post aus München

Über die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Kösching war man auch in der Landeshauptstadt München sehr erfreut. So erhielt die Wehr im September 1871 einen Brief von Oberinspektor Ludwig Jung - dem Vorsitzenden des "Landesvereins der bayerischen Feuerwehren":

"An den verehrlichen Verwaltungsrat der
Freiwilligen Feuerwehr Kösching

Aus dem freundlichen Bericht des 10. diesen Jahres habe ich mit Freuden das gute Gedeihen der Köschinger Feuerwehr entnommen und wie dort alles zusammengreift die gute Sache zu fördern.
Die Zeitung für Feuerlöschwesen wird gerne sobald sie Raum hat, einen Auszug aus ihrer Mittheilung bringen.
Ich wünsche von Herzen, dass sich Ihr Verein immer erfreulicher entwickelt und daß das gute Beispiel von Kösching von den Landgemeinden der Umgebung recht bald nachgeahmt wird.

Herzlichen Gruß und Gut Heil
L. Jung"

Im Oktober ´71 erhielt die Feuerwehr Kösching ihre erste Satzung, welche 25 Paragraphen aufwies. Dort war unter anderem auch die Zusammensetzung des "Verwaltungsrathes" geregelt. Dieses Gremium bestand zum damaligen Zeitpunkt aus dem Vorstand, dem Commandanten und seinem Adjudanten, dem Requisitenmeister (vergleichbar dem heutigen Gerätewart), dem Cassier, dem Sekretär sowie dem Zugführer.

 

"Ehrenkränkung der Köschinger Wehr"

Am 14. April 1872 hielten die Feuerwehrmänner ihre Frühjahrshauptübung ab. Natürlich war dies auch ein großes gesellschaftliches Ereignis, welchem viele Bürgerinnen und Bürger beiwohnten. Die Schaulustigen drängten dabei vorallem um die Feuerspritze herum, wobei der allgemeine Übungsbetrieb erheblich behindert wurde.
Bei all dem Andrang wurde eine Schlauchkupplung nicht ordnungsgemäß geschlossen, woraufhin sich das Wasser auf die Umstehenden entlud.

Dabei traf der Strahl den "Lipplbauern" Michael Stark, der völlig durchnässt wurde. Das wiederum erboste den Mann so sehr, dass er mit heftigen Worten die Feuerwehr beschimpfte und den Kommandanten tätlich angehen wollte.

Der Feuerwehrvorstand Josef Burgmair beschloss dieses unpassende Verhalten öffentlich zu machen: Der Vereinsschreiber, Schulleiter Julius Karl erhielt den Auftrag, beim Magistrat Protest gegen Stark vorzutragen und diesen zum Ausgleich für die Ehrenkränkung aufzufordern. Dieses Schreiben hat sich im Archiv der Marktgemeinde bis heute erhalten:

"Löbliches Bürgermeisteramt!

bei der am 14. April vorgenommenen ersten dießjährigen Uebung der freiwilligen Feuerwehr dahier hat der Gutler Michael Stark sich gegen sammtliche Mitglieder der hiesigen Feuerwehr grobe Beschimpfungen erlaubt, und es fehlte nicht viel, so hätte derselben in seinem Zorne den Commandanten auch noch thätlich insuliert.
Stark gebrauchte gegen die Feuerwehrmannschaft Ausdrücke wie "ihr Lackl", "Rindviecher", "mit euerer Kinderei" - mit welch letzterem Ausdruck er wohl nur die Feuerwehrübung gemeint haben kann.

Der hiesige Feuerwehrverein ist es der Feuerwehren im Allgemeinen und der Ehre seiner Mitglieder, sowie seiner Existenz schuldig, solche Beleidigungen nicht auf sich ruhen zu lassen."

Von Seiten der Feuerwehr wollte man auf eine gerichtliche Klage verzichten und bot dem "Durchnässten" an, die Beleidigungen durch ein Schreiben im Ingolstädter Wochenblatte zu widerrufen.
Dies tat Michael Stark dann auch! Mit der Überschrift "Widerruf" entschuldigte er sich bei der Köschinger Feuerwehr für sein Verhalten.

 

Gründung eines Gauverbandes

Auch über die Gemeindegrenzen hinaus war die Köschinger Wehr aktiv! So traten die Feuerwehren aus Ingolstadt, Lenting und Kösching in nähere kameradschaftliche Beziehungen. Am 22. September 1872 riefen die Kommandanten Höfner aus Ingolstadt, Morshäuser aus Lenting und Hierdegen aus Kösching einen "Gauverband" ins Leben. Erster Leiter war dabei der Lehrer Morshäuser aus Lenting, welcher das Amt wegen langwieriger Krankheit an den Ingolstädter Kommandanten abgab.

 

Rücktritt und Wiederwahl

In den ersten Jahren nach ihrer Gründung war die Feuerwehr bei einigen Bränden gefordert. Die Löschmannschaften kamen dabei nicht nur in der eigenen Gemeinde zum Zuge! So musste die Köschinger Wehr ihren ersten Brandeinsatz in Mailing bestreiten. Am 15. September 1875 wurde eine neue Feuerspritze geliefert.

Kommandant Alois Hierdegen musste sich im März 1877 vor dem königlichen Bezirksamt verantworten. Grund für die Vorladung war ein Artikel in der "Feuerwehrzeitung", welcher über den Brand beim "Bachbräu" Max Kolb im Januar des selbigen Jahres berichtete. Hier war zu lesen, dass "eine Pflichtfeuerwehr nicht zur Hilfe bereit war".

Aufgrund dessen gab Hierdegen bekannt, dass er von seinem Amt als Kommandant zurücktreten und die Feuerwehr verlassen werde. Bei der notwendigen "Neuwahl" fielen alle abgegebenen Stimmen jedoch wieder auf Hierdegen. Durch diese Tatsache - sowie durch die Überzeugungsarbeit von Bürgermeister Heidl - sah sich Alois Hierdegen wieder in der Lage, das Amt des Kommandanten weiter auszuüben.

 

Lob über die neue Spritze

Am 4. September 1881 beging die Wehr ihr 10jähriges Grüdungsfest. In der Chronik ist - neben den obligatorischen Übungen und Versammlungen - immer wieder von Bränden zu lesen.
Nach zwölf Jahren an der Spitze der Wehr reichte Alois Hierdegen am 4. März 1883 sein Rücktrittsgesuch ein. Als Nachfolger wurde der Schmiedemeister Thomas Hallermeier gewählt. Hallermeier erklärte sich bereit, ein Jahr als Kommandant zur Verfügung zu stehen. Letztendlich wurden daraus elf Jahre.

Im Jahre 1883 ging ein Schreiben bei der Gemeindeverwaltung ein, welches die unzureichenden Zustände im bisherigen Gerätehaus schilderte.
Die damit verbundene Bitte um einen Neubau wurde sehr schnell verwirklicht: Bereits am 28. November ´83 konnte das neue "Lösch-Requisitenhaus" am heutigen "Feuerwehrplatz" feierlich seiner Bestimmung übergeben werden.

Die Löschgerätefabrik Julius-Christus Braun konnte 1896 eine vierrädrige Saug- und Druckspritze nach Kösching ausliefern. Bei einer Prüfung am 30. Mai wurden die Leistungen des neuen Gerätes genauestens unter die Lupe genommen. Hierüber findet sich folgender Vermerk in der Feuerwehr-Chronik:

"Die Probe welche im Beisein des Herrn Bezirksvertreters und der löbl. Marktgemeindeverwaltung durch einen Ingeneur der Fabrik stattfand, ergab, daß die Leistungen der Spritze, die die garantierten und vorgeschriebenen sogar noch überschritten. Auch das Äußere der Spritze ist ein sehr gefälliges und herrschte einstimmiges Lob über dieses gewiß notwendiges Werk.

Nach der Prüfung wurde gelöscht - aber kein Brand, sondern der durch die große Hitze verursachte große Durst. Da der Lieferant einen Hektoliter Freitrunk zum Besten gab, fand sich die Feuerwehr im Garten des Herrn A. Burgmaier ein, um nach altem Brauche, die Spritze gehörig einzuweihen."

Groß gefeiert wurde das 25jährige Stiftungsfest in der Zeit vom 28. bis 30. August 1896. Kommandant Max Burgmaier konnte dabei viele Mitglieder für langjährige Zugehörigkeit bzw. besonderes Engagement auszeichnen.

Am 16. Juni 1897 konnte die neue Holz-Schubleiter seiner Bestimmung übergeben werden. Mit diesem neuen Gerät, dessen Preis 610 Mark betrug, war die Köschinger Wehr in ihrer Ausstattung komplett.

Die Führung der Freiwilligen Feuerwehr ging im Jahre 1899 an den Baumeister Alois Hierdegen über. Nur wenige Stunden nach seiner Wahl zum Kommandanten hatte Hierdegen seine erste "Feuerprobe" zu bestehen: Die Stallungen des "Rablbauern" Paulus Sangl hatten Feuer gefangen. Das Vieh wurde gerettet und das isolierte Brandobjekt lies man zusammenbrennen.
Während des Einsatzes kam es jedoch zu einem Unfall: Beim Entfernen der neuen Schubleiter wurde einem eifrigen Feuerwehrmann der rechte Daumen scharf abgeschnitten.

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