Für die Köschinger Feuerwehr war eine harte Zeit angebrochen: Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg forderten von den Feuerwehrmännern vieles ab - ebenso der anschließende Wiederaufbau nach 1945.
Durch die Kameradschaft und den Enthusiasmus der Floriansjünger konnten viele Schwierigkeiten gemeistert werden, sodass es in den "Wirtschafts- wunderjahren" wieder aufwärts ging... mit neuer Standarte und einem neuen Vorstand.

 

"Bezirksführerkurs" in Kösching

Im Juli 1930 war Kösching - zum zweiten Mal - Veranstaltungsort eines sogenannten "Bezirksführerkurses". Zu diesem zweitägigen Ereignis fanden sich 52 Teilnehmer aus dem gesamten Bezirk Ingolstadt ein.


Die Ausführungen des Schriftführers zu diesem Kurs spiegeln den damaligen Zeitgeist wieder: So wurde festgehalten, dass die Besichtigung durch Kreisbrandinspektor Hartl "Wendungen, Marschbewegungen und das Exerzieren an den Geräten" ausfüllte.

Im weiteren Verlauf mussten sich die Köschinger Wehrmänner bei einer "Angriffsübung" beweisen. Über den weiteren Verlauf dieses Kurses ist in der Chronik zu lesen:

"...Nach Abbruch dieser Übung führte ein Vertreter der Magirus-Werke in Ulm drei Modelle (Goliath I. und II., Liliput) ihrer Motorspritzen vor, welche schöne Leistungen zeigten.

Ein Vorbeimarsch vor den Inspizierenden beschloß die Übung. Nach der Verbringung der Geräte in das Feuerhaus fand gesellige Unterhaltung im Saale des Gasthauses zur "Post" statt, zu welcher Kapelle Aigner in reichem Maße ihre Weisen zum Besten gab.

Nicht vergessen möchte der Chronist, daß in den Ausführungen der Herren Kreisbrandinspektor Hartl und Oberregierungsrat Ott dem Leiter des Kurses, Herrn Bezirksvertreter Sailer - unserem Vorstand - sowie den Herren Kdt. Braun und K.-Führer Ott, welcher als Adjudant fungierte, volles Lob für das gute Gelingen des Kurses ausgesprochen wurde.

Auch die auswärtigen Kursteilnehmer ließen es sich nicht nehmen, diesen Herren besonders zu danken. Wieder ein neuer Beweis, daß sich unsere Wehr in den besten Händen befindet."

 

Jubiläum in kleinem Rahmen

Im Hinblick auf die "Not der Zeit" wurde das 60jährige Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Kösching in vergleichsweise kleinem Rahmen abgehalten.

In der ausführlichen Chronik der Köschinger Wehr wurden jahrzehntelang alle Übungen haarklein notiert. So wurde genauestens niedergeschrieben, wie viele Führer und Mann anwesend oder entschuldigt waren. Natürlich ist auch das unentschuldigte Fernbleiben genauestens protokolliert worden!
Stellvertretend für all diese Übungen soll jene vom 11. September 1932 hier aufgelistet werden:

"Am 11. September war die offizielle Schlußübung geplant. Angetreten sind: 19 Dienstgrade, 3 Signalisten. 66 Mann. 12 Mann entschuldigt.
Nach Ansicht des Herrn Vorstandes waren zu wenig Leute da und die Übung wurde nicht abgehalten."

Aus heutiger Sicht ist dieser Entschluss gar nicht mehr nachvollziehbar. Heute würde sich jeder Kommandant über sage und schreibe 88 Übungsteilnehmer mehr als zufrieden zeigen. Doch, damals war diese Zahl ein eher mäßiger Wert - Proben und Schulungen mit über 100 Feuerwehrlern waren nämlich keine Seltenheit! Es darf auch nicht vergessen werden, dass die "Feuerwehr-Arbeit" damals um einiges kräftezehrender und mühseliger war, als heute. Gerade die Pumparbeiten an der Saug- und Druckspritze zogen einen hohen "Verschleiß" an Bedienpersonal mit sich.

 

Die dunkle Zeit beginnt...

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurde Vieles in Deutschland umstrukturiert und geändert. Auch die Feuerwehren blieben nicht verschont! So wird in der Chronik darüber berichtet, dass Vorstand Albert Sailer und Kommandant Georg Braun - nach einer Abschlussübung am 24. September - einige Informationen an ihre Mannschaft weitergaben:

"[...] Die Grußpflicht besteht darin, daß der militärische Gruß im Freien, während in geschlossenen Räumen der deutsche Gruß zu bieten ist. Übungen und Versammlungen der freiw. Feuerwehr fallen nicht unter das Versammlungsverbot.

SS- und SA-Männer werden vom Feuerwehrdienst befreit. Bei besonders wichtigem Dienst der S.S. und S.A. hat sich der einzelne Mann beim Kommandanten zu entschuldigen.

Der S.A. wurden 30.- RM und der HJ 20.-RM bewilligt. Mit diesem Geld sollen hauptsächlich solche Mitglieder gen. Formationen bedacht werden, welche der freiw. Feuerwehr angehören bzw. deren Väter in der freiw. Feuerwehr Dienst leisten. Die freiw. Feuerwehren haben sich am Erntedanktag zu beteiligen."

In den nachfolgenden Einträgen der Chronik ist immer wieder zu lesen, dass die S.A. Absperrmaßnahmen bei diversen Veranstaltungen der Feuerwehr übernahm. Versammlungen und Zusammenkünfte wurden nun immer mit "Sieg Heil" beschlossen.

Einige Klagen über die vorhandene Ausrüstung wurden im Jahre 1935 laut: Ein Versagen der Motorspritze bei einer Übung am 20. Juli wurde darauf zurückgeführt, dass die Spritze zum Auspumpen des Bades verwendet wurde. Hierdurch wurden die Ventile verschlammt. "Im Ernstfalle würde natürlich wieder über die Feuerwehr abfällig geurteilt worden sein" merkte der Schriftführer in seinem Bericht über diese Übung an.

Des Weiteren wurde festgehalten, dass das Schlauchmaterial unzureichend und schadhaft sei.


Noch lange vor Beginn des zweiten Weltkrieges übten die Wehrmänner die Brandbekämpfung nach einem Fliegerangriff! So wurde bei der Hauptübung am 13. Oktober ´35 angenommen, dass eine Fliegerbombe das Schulhaus getroffen hatte. Durch einen Innenangriff mussten die Einsatzkräfte das fiktive Feuer löschen. In enger Zusammenarbeit mit der Sanitätskolonne mussten auch einige Kinder aus dem Gebäude gerettet werden.

 

Auf dem Weg zur Stützpunktwehr

Im Jahre 1942 ging das Kommando der Köschinger Feuerwehr an Thomas Ott über. Sein Vorgänger Georg Braun wurde - in Anerkennung seiner erbrachten Dienste - zum Ehrenkommandanten ernannt.

Infolge der Einberufung der jungen Feuerwehrmänner zum Wehrdienst mussten die alten Kameraden bis zu 60 Jahren zum Dienst herangezogen werden. Damit der notwendige Mannschaftsstand erreicht werden konnte, musste auch die Pflichtfeuerwehr hinzugezogen werden. Auf Anordnung vom Landesverband wurden eine Hitlerjugendgruppe sowie drei "Frauengruppen" ausgebildet.
Die Aufstellung von Feuerbereitschaften, einer Waldbrandwache und die Abstellung von Wehrmännern zur Verstärkung der Brandwacht beschlossen den umfangreichen Dienst. Wehrführer Ott hatte also ein anstrengendes Pensum zu bewältigen!

Mit der Einstufung der Köschinger Wehr zur "Stützpunktfeuerwehr" wurde auch die Ausrüstung verbessert: Unter anderem konnte ein "automobiles Löschgerät LF 15" zum Preis von 20.000 Reichsmark beschafft werden. Des Weiteren wurde ein hölzerner Schlauchturm errichtet. Dieser versah bis zum Jahre 1971 seinen Dienst und stand an der Aufzweigung Lindenstraße - Nordring.

Bis zum Kriegsende taucht in der Chronik immer wieder der Vermerk "Feuerwehr- bereitschaft mit LF 15" auf.
So wurden die tapferen Köschinger Feuer- wehrler nach Fliegerangriffen in Augsburg, München, Feldkirchen und Ingolstadt eingesetzt. Diese gefährlichen Einsätze leiteten Wehrführer Thomas Ott und Zugführer Max Heidl.

 

"Stunde Null"

26. April 1945 - gegen 17 Uhr: Einmarsch der Amerikaner in Kösching. Durch Kriegseinwirkung wurde die Ausrüstung stark in Mitleidenschaft gezogen: Die beiden Motorspritzen waren beschädigt und somit nicht mehr einsatzfähig. Ein Schlauchwagen mit 150 Metern C-Schläuchen war abhandengekommen. Neben diesen Angaben vermerkte der Chronist kurz und knapp:

"Die Tätigkeit der Wehr wurde durch die Kriegsereignisse lahm gelegt."

Am 11. Juni ´45 erklärte Thomas Ott seinen Rücktritt als Wehrführer. Auf Ansuchen des Bürgermeisters Simon Diepold übernahm Ehrenkommandant Georg Braun wieder die Führung. Bereits sechs Tage später fand die erste Übung nach dem Kriege statt.
Bei einer Ausschusssitzung im August desselben Jahres wurde beschlossen, die beschädigten Motorspritzen einer Reparatur zuzuführen.

Am 25. August 1946 besuchte Georg Braun eine Kommandantenversammlung in Ober- haunstadt. Bezirksbrandinspektor Friedrich erläuterte dabei den Wiederaufbau der Wehren.

Das 75jährige Bestehen 1946 wurde entsprechend der Zeit abgehalten. Die Festlichkeiten beschränkten sich auf einen Gottesdienst, eine Totenehrung und Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal sowie einer Schauübung zum Abschluss der Feuerschutzwoche.

Mit dem Jahre 1949 endete auch Georg Brauns Kommandanten-Zeit endgültig. Die Führung der Wehr wurde nun in die Hände von Johann Liepold gelegt.

 

Eine neue Standarte für die Wehr

In der Generalversammlung am 18. März 1951 wurde einstimmig beschlossen, das 80jährige Stiftungsfest mit der Weihe einer neuen Standarte feierlich zu begehen.
Den Auftakt hierfür bildete ein Festabend am 14. Juli im Saal des Gasthauses Heidl. Vorstand Albert Sailer hielt die Festansprache und lies die Geschichte der Wehr in "erschöpfender Weise" Revue passieren. In seinen Ausführungen dankte er nicht nur den alten Mitgliedern für ihre Treue, sondern auch den Bürgern des Marktes. Diese hatten es durch Geldspenden möglich gemacht, eine schmucke neue Standarte zu beschaffen.

Im weiteren Verlauf wurden an die Herren Albert Sailer als langjährigen Vorstand, Georg Braun als Ehrenkommandanten sowie Josef Haas als langjährigen Vereinsdiener und Gerätewart "Ehrendiplome" durch Bürgermeister Diepold überreicht.
"Leider vergingen die Stunden in familiärer Unterhaltung unter den Klängen der Musik nur allzu schnell, so daß wir möglichst bald den Heimweg antraten, um für den bereits angebrochenen Festtag entsprechend gerüstet zu sein." führte der Chronist an.

Der darauffolgende Festtag startete um 6 Uhr mit einem Weckruf. Höhepunkte des Tages waren zum einen die Weihe der neuen Standarte und zum anderen eine "Angriffsübung" am Nachmittag.

Erst zu später Stunde fand das Jubiläum bei einem Gartenfest mit "flotter Musik" sein Ende.

 

Vorstandswechsel nach 34 Jahren

Nach 34 Jahren ununterbrochener Amtsausübung legte Vorsitzender Albert Sailer sein Amt nieder. In der Generalversammlung am 12. April 1953 wurde Max Heidl zu seinem Nachfolger gewählt.

Noch im selben Jahr musste die Köschinger Feuerwehr Abschied von ihrem Ehren- vorstand nehmen: nach langer Krankheit verstarb Albert Sailer im Juli 1953.
Sailer hatte sich nicht nur als Vereins- vorstand einen Namen gemacht, sondern war auch über die Grenzen des Marktes in der Kreisbrandinspektion tätig.

Im August 1954 feierte die Freiwillige Feuerwehr Pförring ihr Gründungsfest. Hierbei fungierte die Köschinger Wehr als Patenverein - ebenso bei der Standarten- weihe der Feuerwehr Lenting im Jahr darauf.

Zwischen den "obligatorischen" Versammlungen, Übungen, "Bällen der freiwilligen Feuerwehr" sowie einigen Bränden berichtet die Chronik am 20. November 1955:

"Wasserfest der Marktgemeinde aus Anlass der Vollendung des Wasserleitungsbaus

Herr KBI Hartl war als Gast geladen und die Wehr zeigte in einer Angriffsübung im Verein mit der f. Sanitätskolonne ihr Können. Als Brandobjekt war das Mädchenschulhaus ausersehen.


H. KBI Hartl lobte das gute Zusammenarbeiten zwischen Wehr und Sanitätskolonne und war mit der Übung vollauf zufrieden. Herr Ehren- kommandant Braun dankte den beiden H. Bürgermeister sowie den Marktgemeinderäten für die Erbauung der Wasserleitung, wodurch für die f. Feuerwehr die Löscharbeiten bei einem Brand um vieles erleichtert wurden."

In der Generalversammlung am 22. April 1956 wurde Georg Mühlbauer zum neuen Kommandanten der Feuerwehr Kösching gewählt. Er löste somit Johann Liepold nach sieben Jahren Amtszeit ab.

 

Fußballspiel sorgt für Unmut

Im Februar 1958 veranstalteten Freiwillige Feuerwehr und Sanitätskolonne ein Faschings-Fußballspiel. Von einem "Freundschaftsderby" konnte dabei nicht die Rede sein, wie die Chronik belegt:

"In stärkster Aufstellung traten beide Vereine an. Als Schiedsrichter wurde Sepp Karg bestimmt. Da im Voraus mit einem sehr harten Spiel gerechnet wurde, war auch eine Gruppe Landpolizei bereitgestellt.
Von Anstoß weg gingen die Männer der f. Sanitätskolonne in Führung - so stand bei Halbzeit das Spiel 2:0 für sie.
Nach Torwechsel bot die f. Feuerwehr alles auf, um aufzuholen, aber es wollte trotz allem nicht gelingen, so daß beim Schlußpfiff die Sanitäter mit 3:2 als Sieger hervorgingen. Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen, da auch die f. Feuerwehr alles aufbot und einsetzte.

Der Reinerlös war für die Renovierung der Pfarrkirche bestimmt und konnten trotz des überaus schlechten Wetters H.H. Pfarrer Berger 310 DM zu diesem Zweck übergeben werden.

Wie sich erst später herausstellte, hat Hans Hellmeier als Torwart der f. Feuerwehr zugunsten der Sanitäter, deren Gründungs- mitglied er ist, 2 Bälle ins Tor gelassen, die er leicht hätte halten können und so die Niederlage der f. Feuerwehr veranlaßt.

Dies brachte ihm von Herrn Vorstand Heidl eine scharfe Rüge ein und nur der Umstand, daß er als Vereinsdiener und Gerätewart bedeutend besser ist als Torwart rettete ihn vor einem Ausschluß aus dem Verein."

Am 8. Dezember 1959 musste der Löschzug zu einem Großbrand nach Eitensheim ausrücken! Neben der Kirche war eine große Scheune in Brand geraten. Durch die große Hitze und den starken Funkenflug geriet auch die Turmspitze der nahe gelegenen Kirche in Brand.
Bei Ankunft des Löschfahrzeugs aus Kösching waren bereits Ortswehr und die Löschzüge aus Ingolstadt und Eichstätt eingesetzt - die Feuerwehren aus Kösching und Manching Löschzug standen als "Reserve" bereit.

Kreisbrandinspektor Bauer leitete den Großeinsatz. "Allgemein fiel die Ruhe auf dem Brandplatz und die gute Arbeit der eingesetzten Wehrmänner auf. Gegen 22 Uhr konnte der Löschzug seine Heimfahrt antreten." wurde von Schriftführer Georg Braun notiert.

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