03.09.2021 - Große Herausforderungen und verheerende Einsätze auf der einen, freudige Momente und viel Kameradschaft auf der anderen Seite. Die Geschichte der Feuerwehr Kösching ist nicht nur ereignisreich, sondern auch interessant. Dies bezeugte ein spannender Rückblick am Chronik- und Ehrenabend, der Anfang September aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums der Wehr stattfand. …
Mit Jahrestagen ist es so eine Sache, schließlich wird ihnen nachgesagt, dass sie hin und wieder vergessen werden. Dass dies den Köschinger Feuerwehrleuten im Falle ihrer Gründung nie geschieht, dafür sorgt unter anderem eine Urkunde, die der Landesfeuerwehrverband Bayern zum 1. Januar 1899 ausgestellt hat: Unter dem „allerhöchsten Protektorate seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern“ hatte man den Köschinger Floriansjüngern ganz offiziell den 3. September 1871 als Geburtstag beglaubigt.
Doch nicht nur wegen dieses altertümlichen Dokuments ist die Geburtsstunde der heutigen Stützpunktwehr bestens bekannt. Auch deren detaillierte Chronik gibt einen Aufschluss darüber, wie der Gründungstag vonstattenging. So bildete eine Feldmesse am Marktplatz den Auftakt dieses denkwürdigen Datums. Nach deren Ende „überließ man sich der Befriedigung der nächsten Bedürfnisse, dem Löschen des leider aus trockener Hitze brennenden Durstes und der Pflege des Magens im Gasthause und Gartens des Herrn Burgmeier.“, wie der einstige Schriftführer Julius Karl festhielt. Am Nachmittag folgte eine Schauübung, welche die „gehegten Erwartungen vollständig nicht nur befriedigte, sondern noch übertraf.“ Nach einer „anerkennenden und aufmunternden“ Ansprache durch Bezirksamtmann Wilhelm von Steinling und einem stattlichen Festzug beschloss ein Feuerwerk am Sommerkeller des Bierbrauers Max Kolb die Veranstaltung.
Auf den Tag genau 150 Jahre später waren erneut zahlreiche Feuerwehrleute unweit des Marktplatzes zusammengekommen: Aus Anlass des runden Geburtstages der Hilfsorganisation hatten deren Verantwortliche nämlich zu einem Chronik- und Ehrenabend in den Gasthof Amberger geladen, um die ereignisreiche Feuerwehrhistorie Revue passieren zu lassen. Bereits die Begrüßung wurde standesgemäß eingeleitet: Mit einem Signalhorn, das einst der Alarmierung diente, hatte Feuerwehrmann Wolfgang Schöberl die Anwesenden auf die packende Zeitreise eingestimmt.
Ihren Anfang nahm diese in einer Epoche, in der die Menschen mit teils verheerenden Feuersbrünsten konfrontiert waren, sich landauf, landab jedoch noch keine organisierten Löscheinheiten gebildet hatten. Von diesen bescheidenen Anfängen über die Gründung der Wehr bis hin zu den Herausforderungen der Gegenwart gab Vorsitzender Christian Wittmann einen umfassenden Einblick in die Entwicklung der Köschinger Wehr. Dabei handelte es sich um keine fade Geschichtsstunde mit einer bloßen Aneinanderreihung von Jahreszahlen, sondern um einen lebendigen Vortrag, der stets den jeweiligen Zeitgeist widerspiegelte und mit vielen Fotos, historischen Exponaten und sogar einem 85 Jahre alten Dokumentarfilm untermauert wurde. Die Bandbreite der geschilderten Begebenheiten umfasste zum einen die zahlreichen Einsätze mit all ihren Schicksalsschlägen oder die großen Herausforderungen, wie sie die Wehrmänner etwa während und nach den Kriegen bewältigen mussten. Zum anderen brachte der kurzweilige Vortrag zahlreiche freudige, heitere und teils kuriose Anekdoten hervor.
Zu letztgenannter Kategorie zählte etwa eine Übung im Jahre 1932, die trotz 88 angetretener Teilnehmer aufgrund einer zu geringen Beteiligung abgesagt wurde. Zum Besten gab man diese Begebenheit in einem szenischen Spiel, ebenso wie das verdutzte Aufeinandertreffen eines Feuerwehrlers aus den 1960-er Jahren mit einer heutigen weiblichen Einsatzkraft. Damit wurde die Tatsache hervorgehoben, dass in Kösching seit 35 Jahren Frauen zum gewohnten Bild zählen und bei Notfällen genauso anpacken wie ihre männlichen Mitstreiter.
Zwischen all diesen Begebenheiten wurde auch die Entwicklung der Ausrüstung durchleuchtet, wobei der Einzug der Motorisierung, die Beschaffung der ersten Atemschutzgeräte, die Einführung der Funkalarmierung sowie die Indienststellung des ersten hydraulischen Rettungssatzes besonders hervorgehoben wurden.
Bei allem technischen Fortschritt, das Herzstück einer Feuerwehr stellen nicht die Fahrzeuge dar, wie Vorsitzender Christian Wittmann deutlich machte: „Dass sich unsere Wehr trotz anfänglicher Schwierigkeiten, mehrerer politischer Systeme, zweier Kriege und vielfältiger Herausforderungen über 150 Jahre erhielt, ist das Werk vieler Feuerwehrgenerationen und aller Mitglieder.“ Kein Wunder, dass Ehrungen für langjährige Zugehörigkeit sowie für herausragende Verdienste einen breiten Rahmen während des Chronik- und Ehrenabends einnahmen. (Siehe eigener Bericht).
Mit einem traditionsreichen Vermächtnis, das es zu bewahren gilt und einem selbstbewussten Stand in der Gegenwart, wagte Kommandant Jürgen Meier einen Ausblick in die Zukunft: „Kösching wächst permanent weiter und damit auch die Aufgaben der Feuerwehr.“ Wie sich die ehrenamtlichen Brand- und Katastrophenschützer personell und technisch aufstellen müssen, gibt der Anfang des Jahres beschlossene Bedarfsplan vor, wie Meier erklärte. Als herausragende Meilensteine gelten dabei die Verwirklichung eines Wechselladerfahrzeug-Konzepts und die Schaffung einer zeitgemäßen Unterkunft.
Eine Feuerwehr mit dem Herz am rechten Fleck
Den Dank des Kommandanten an die Verantwortlichen der Marktgemeinde spiegelte Bürgermeister Ralf Sitzmann an „seine“ Feuerwehrler zurück. Mit seinem feuerroten Schirm im Gepäck gratulierte er der Wehr in seiner Funktion als Schirmherr zum 150. Geburtstag.
Unter den vielen interessierten und gebannten Gästen befand sich auch eine Abordnung des Patenvereins aus Hepberg. Deren frischgebackener zweiter Vorsitzender Michael Schneider überbrachte nicht nur die besten Glückwünsche, sondern auch ein besonderes Geschenk in Form einer wunderschön gestalteten Holztafel.
Dass auf die Feuerwehr Kösching stets Verlass war und ist, stellte Kreisbrandrat Martin Lackner in seinem Grußwort heraus. Besonders bedankte sich der höchste Feuerwehrmann des Kreises für die tatkräftige Unterstützung beim Hochwassereinsatz im rheinland-pfälzischen Ahrtal. Unter den Hunderten Kräften, die mit dem landkreisweiten Hilfeleistungskontingent dorthin ausgerückt waren, befanden sich auch sieben Köschinger Kräfte.
Zwei Tage nachdem er die evangelische Pfarrstelle in Kösching übernommen hatte, stellte sich Pfarrer Dr. Oliver Heinrich den Feuerwehrlern vor. Seinen ersten Eindruck über die Floriansjünger des Marktes fasste er mit den Worten „Ihr habt das Herz am rechten Fleck.“, zusammen. Dieser Satz gilt nicht nur für die aktuelle Mannschaft, sondern ist auch bezeichnend für jene 27 Männer, die auf den Tag genau, 150 Jahre zuvor die Freiwillige Feuerwehr Kösching ins Leben gerufen und damit sehr viel Heimatverbundenheit und Nächstenliebe bewiesen haben.